Sexuelle Gewalt gehört zum Krieg – seit Menschengedenken. Wo immer Soldaten ein fremdes Land erobern, fallen einzelne oder auch viele Krieger über einheimische Frauen her. Grausame Normalität, von der Antike bis zur Gegenwart.
Aber weil die Opfer in den meisten Fällen aus Scham nicht reden, weiß niemand, wie verbreitet solche Übergriffe waren. Handelte es sich um Einzeltäter, vielleicht um ein paar Promille der Soldaten? Oder um ein weitverbreitetes "Vergnügen"? Wurden solche Verbrechen vielleicht sogar von Vorgesetzten systematisch angeordnet? Ist sexuelle Gewalt ein bewusst eingesetztes Mittel, um die Bevölkerung besetzter Gebiete zu demütigen und einzuschüchtern? Entsprechend stark schwanken die Angaben über die Vergewaltigungen am Ende des Zweiten Weltkriegs. Als gesichert gilt, dass Rotarmisten auf dem Vormarsch von der Ukraine nach Berlin unzählige Frauen missbrauchten. Übrigens nicht nur Deutsche, sondern auch Polinnen, Ungarinnen und Slowakinnen.
Doch wurden in der unter enormen Verlusten eroberten Reichshauptstadt zum Beispiel 20.000 der etwa 1,4 Millionen Frauen zum Geschlechtsverkehr gezwungen – oder zwanzigmal so viele? Laut manchen Schätzungen vergewaltigten sowjetische Soldaten jede zehnte Berlinerin, nach dem Eindruck einer sehr rationalen Augenzeugin dagegen fast jede zweite.