Eigentlich ist Dieter Nuhr kein Mann mit der Pauke, kein Trommler für eine politische Botschaft, die sich als ewiger Merkel-Witz tarnt. Er ist schon gar kein Repräsentant des üblichen linken Bauerntheaters, das mit hoch erhobenem Kabarettfäustchen Abend für Abend das Ausbleiben der Weltrevolution beklagt. Seine Sottisen sind eher fein ziseliert: Ironie mit dem kleinen Besteck. Umso größer seine Überraschung, dass er nun als "Hassprediger" beschimpft und wegen einiger Sätze zum Islam – "Wenn man nicht wüsste, dass der Koran Gottes Wort ist, könnte man meinen, ein Mann habe ihn geschrieben" – angezeigt wurde: Wegen "Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgesellschaften".
Welt am Sonntag: Wie haben Sie von dieser Anzeige des Herrn Toka überhaupt erfahren?
Dieter Nuhr: Das hat mir jemand erzählt. Ich glaube, meine Agentur hat es mir mitgeteilt. Eine offizielle Anzeige habe ich nie erhalten.
Welt am Sonntag: Und was sagen Sie nun dazu?
Dieter Nuhr: Ich habe ja Humor. Insofern kann ich damit umgehen. Ich finde es lustig, weil ich ja keine Religionsgemeinschaft beschimpfe. Ich habe kein Interesse daran, Muslime zu beschimpfen. Im Gegenteil. Ich habe gar keine Idee, was er meint. Ich habe das Video erst mal angucken müssen, auf das er sich bezieht. Das ist uralt, ich kannte es schon gar nicht mehr so richtig. Ich beschimpfe keine Glaubensgemeinschaft. Es geht um den Umgang mit Andersdenkenden.